Mit Entspannungsverfahren den eigenen Kurs halten

Einen Beruf auszuüben, der erfüllend ist, einer Tätigkeit nachzugehen, die den eigenen Werten entspricht und außerdem noch Freude macht, das wünschen sich viele Menschen. Anders als vielleicht noch vor dreißig oder vierzig Jahren sind immer mehr Menschen bereit, einen Neuanfang zu wagen, um ihre persönlichen Vorstellungen umzusetzen.

Mir begegnen in meiner Praxis, aber auch privat sehr viele Menschen, die sich in dieser Lebenssituation befinden: Sie sind unzufrieden mit ihrem Job, sie wollen endlich den Traum leben, den sie sich in jüngeren Jahren noch nicht imstande gesehen hatten zu erfüllen.

Häufig sind es Menschen, die schon über eine größere Berufserfahrung verfügen. Sie blicken auf ihr Leben zurück und möchten es dieses Mal im mittleren Lebensalter endlich schaffen, das zu tun, was wirklich zu ihnen passt. Da ist der leitende Angestellte, der schon als kleines Kind davon träumte, Unternehmer zu werden. Da ist die beruflich etablierte Teamleiterin, die zwar nicht weiß, welcher konkrete Schritt als nächster kommen soll, aber sie weiß, dass sie ihn jetzt gehen muss. Da ist die Hausfrau und Mutter, die endlich das, was sie einmal gelernt hat, beruflich umsetzen möchte.

Psychische Stabilität durch selbstaktive Entspannung

Die meisten Menschen, die das Wagnis eingehen, aus einer relativ gesicherten Position heraus, etwas Neues zu wagen, haben sich mit finanziellen Rücklagen oder mit einem beruflichen Plan B beschäftigt, sollte Plan A scheitern. Doch die wenigstens statten sich mit einem Rüstzeug aus, das sie dabei unterstützt, physische und psychische Belastungen wie Überarbeitung, emotionale Einbrüche oder Ängste und Sorgen zu bewältigen.

Viele Ratgeber geben Tipps, wie man beispielsweise mit Angst umgeht1, aber sie lehren nicht, was einem dabei hilft, die Angst gar nicht mehr oder zumindest nicht mehr so stark zu empfinden. Die Autoren solcher Bücher versprechen die besten Tipps, wie man seinen Traumjob  findet, aber wie man es managt mit den damit verbundenen psychischen Schwierigkeiten umzugehen, dazu findet man auch in den langen Empfehlungslisten bei Amazon oder anderen Marktplätzen nicht so schnell etwas.

Dabei würden viele Menschen, die den Weg zum beruflichen Glück angetreten sind, ihn auch zu Ende gehen, wenn sie wüssten, wie sie mit auftretenden Existenzängsten oder deprimierenden Gefühlen nach Niederlagen umgehen könnten.

Das Autogene Training nach Johannes Schultz und die Progressive Muskelentspannung nach Edmund Jacobson sind standardisierte selbstaktive Entspannungsverfahren, die regelmäßig angewandt dazu beitragen, dass der Übende mehr innere Ruhe und Vertrauen in sich und das Leben entwickelt, mehr Lebensfreude empfindet und auch physiologisch weniger Stress empfindet, was insgesamt zu einer größeren psychischen Stabilität führt.

Diesen gesundheitsfördernden Effekt erreichen die medizinischen Entspannungsverfahren (MEV) über den medizinischen Entspannungszustand (MEZ). Denn Entspannung und Stress schließen sich aus. Die meisten Menschen, die diese standardisierten Verfahren anwenden, kommen in den MEZ und sie bedürfen dafür nach Absolvierung eines angeleiteten Trainings keiner äußeren Hilfe mehr. Bereits nach einer gewissen Übungsdauer können sie den MEZ selbstbestimmt und zu jederzeit induzieren, also herbeiführen.

Mit den richtigen Formeln den eigenen Kurs halten

Hannes Lindemann war ein Arzt, der in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts allein in einem Faltboot den Atlantik überquerte. Er wendete das Autogene Training an, um sich körperlich gegen zu erwartende Beschwerden zu rüsten, beispielsweise wendete er die Wärmeübung an, um Druckstellen, die durch das unentwegte Sitzen entstehen würden, zu vermeiden. Er nutzte es aber auch, um sich mental zu stärken.

Vor allem durch die Anwendung der Mittelstufe, also der formelhaften Vorsatzbildung, die der Übende im Zustand des Entspannungszustandes innerlich zu sich selbst spricht, gelang es ihm trotz größter Erschöpfung und Auszehrung, seinem Kurs treu zu bleiben – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn mit einer seiner Formeln, „Kurs West!“, hatte er sich genau darauf vorbereitet. Bei sengender Hitze und wegen Erschöpfung und Schlafmangel erlebte er öfter Halluzinationen. Einmal stieg mitten auf dem Ozean ein Indianer in sein kleines Einmannboot und sagte: „Kurs West!“. Dieses Kommando druchdrang sogar seine Halluzination und er wurde sofort hellwach und nahm wahr, dass er vom Kurs abgekommen war. Seine Formel, die er schon lange vor der Fahrt geübt hatte, stieg im richtigen Moment von allein auf und rettete sein Leben.

Nun geht es bei den meisten beruflichen Neuorientierungen nicht darum, sein physisches Leben einzusetzen. Aber all seinen Mut zusammenzunehmen, eine sichere Position zu verlassen und häufig auch das ersparte Geld in die Hand zu nehmen, das bedeutet für die meisten Menschen schon das ganze Leben. Die Entspannungsverfahren Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung können helfen, den neuen Weg sehr viel zuversichtlicher, ruhiger, ausgeglichener, einfach entspannter und damit erfolgreicher zu gehen.